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Die Schrift der Wahrheit - Fortsetzung

  • Robert Hientz
  • 2. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Mai

Wie entfaltete sich die Prophezeiung der Schrift der Wahrheit seit Newtons Zeit? Eine Fortsetzung von Kapitel 12 aus dem 1. Teil von Sir Isaac Newtons "Apokalypsis - Die Enthüllung der versiegelten Prophezeiungen Daniels und der Geheimnisse der Offenbarung des Johannes".

Deutsche Soldaten in Jerusalem, November 1917 - Bundesarchiv, Bild 146-1977-101-36
Deutsche Soldaten in Jerusalem, November 1917 - Bundesarchiv, Bild 146-1977-101-36

Newton schrieb dieses Buch vor über 300 Jahren, als das Osmanische Reich auf der Höhe seiner Macht war.

Am Ende des 12. Kapitels über die Schrift der Wahrheit zeigte Newton, dass das Reich der Türken, aufgrund seiner territorialen Ausdehnung damals zum König des Nordens geworden war. Dieses Reich blieb über mehrere Jahrhunderte hinweg die dominierende Weltmacht und es erstreckte sich sogar über ein größeres Gebiet als das des früheren Oströmischen Reiches.


Was geschah in der Zwischenzeit?

Im 19. Jahrhundert begann diese Macht allmählich abzunehmen. Griechenland gelang es in seinem Befreiungskrieg in den 1820er Jahren wieder ein unabhängiges Königreich zu werden. In den darauffolgenden Jahrzehnten bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges erlangten nach und nach auch mehrere südosteuropäische Länder ihre Unabhängigkeit und das Osmanische Reich verlor die Herrschaft über seine Nordafrikanischen Gebiete an Italien, Frankreich und Großbritannien. Daniel fährt fort und beschreibt die Handlung des Königs des Nordens, Daniel 11, 44:

Und Nachrichten aus dem Osten und dem Norden erschrecken ihn [den König des Nordens, das Türkische Reich] usw.

Im August 1914 brach der erste Weltkrieg aus. Anfang November 1914 erklärten Russland, Frankreich und Großbritannien dem Osmanischen Reich, das ein Kriegsbündnis mit Deutschland und Österreich-Ungarn geschlossen hatte, den Krieg.

Kurz darauf fielen die Briten vom Persischen Golf aus im türkisch kontrollierten Mesopotamien, dem heutigen Irak, ein. Die türkischen Truppen mussten sich aus Basra zurückziehen und wurden in der Schlacht von al Qurna besiegt und gerieten in Gefangenschaft. Das war zwar nur eine relativ geringe militärische Niederlage der Türken, aber sie war von großer strategischer Bedeutung. Sie verloren dadurch den Zugang zum Persischen Golf und die Briten sicherten sich die Kontrolle über die Ölquellen und die Nachschub-Route für die weiteren Eroberungen Richtung Bagdad, die sie im nächsten Frühjahr fortsetzen. Das war die erschreckende Nachricht aus dem Osten.

Russland griff die Türkei bald nach der Kriegserklärung vom Kaukasus aus an, zog sich aber gleich wieder zurück. Daraufhin startete die türkische Armee eine große Offensive gegen Russland in den Kaukasus. Die Türken erlitten jedoch bereits um die Jahreswende 1914/15 in der Schlacht von Sarıkamıs eine verheerende Niederlage mit hohen Verlusten und waren gezwungen sich zurückzuziehen. Die russischen Truppen konnten dann große Gebiete in Ostanatolien erobern. Das waren die erschreckenden Nachrichten aus dem Norden.

Daniel schreibt dann in Vers 44 weiter:

... und er zieht mit großer Wut aus um viele [hauptsächlich Armenier aber auch viele der griechischen und anderer christlicher Minderheiten] zu vernichten und zu bannen.

 Enver Pascha, der diesen Angriff befohlen und zeitweise auch kommandiert hatte, gab nämlich die Schuld an dieser Niederlage armenischen Soldaten, die angeblich in großer Zahl von der türkischen Armee zu den Russen übergelaufen wären.

Bald darauf begann die Deportation fast der gesamten armenischen Bevölkerung aus dem Osmanischen Reich mit dem Ziel sie zu vernichten. Sie wurden enteignet, beraubt und auf Todesmärsche in die Syrische Wüste geschickt, wobei geschätzt 1.000.000 Menschen umkamen. Teilweise wurden sie ermordet und den Rest ließ man in der Wüste verhungern und verdursten. Zusätzlich wurden zigtausende Menschen anderer christlicher Minderheiten umgebracht.

Henry Morgenthau, der 1913 bis 1916 amerikanischer Botschafter im Osmanischen Reich war, schrieb in seinen Memoiren folgendes über diese Ereignisse:

Ich bin sicher, dass die gesamte Geschichte der Menschheit noch keinen solch grausamen Abschnitt enthält. Die großen Massaker und Verfolgungen der Vergangenheit wirken geradezu unbedeutend, verglichen mit den Leiden des armenischen Volkes von 1915. 

Henry Morgenthau: Ambassador Morgenthau’s Story, Kapitel 14.


Franz Günther, der Vizepräsident der Anatolischen Eisenbahn-Gesellschaft, schrieb als Zeitzeuge der Geschehnisse am 17. August 1915 an Arthur von Gwinner, den Sprecher des Vorstandes der Deutschen Bank:

Man muss in der Geschichte der Menschheit weit zurückgehen, um etwas Ähnliches an bestialischer Grausamkeit zu finden wie die Ausrottung der Armenier in der heutigen Türkei.

Manfred Pohl: Von Stambul nach Bagdad. Piper Verlag 1999, S. 93.


Palästina war, vom Gesamtgeschehen des Ersten Weltkrieges aus betrachtet, nur ein Nebenkriegsschauplatz. Bezüglich der biblischen Prophezeiungen fanden dort jedoch die entscheidenden Ereignisse statt:

1915 und 1916 wehrten die Briten zwei türkische Angriffe auf den Suezkanal ab. Mit Unterstützung der Truppen aus ihren „Dominions“ Australien, Neuseeland und Indien drängten sie die Türken bis zum Frühjahr 1917 bis Gaza zurück. Nach zwei gescheiterten Angriffen auf die Stadt übernahm General Allenby das Kommando. Mit der Einnahme Beerschebas am 31. Oktober 1917 wurde der türkische Nachschub unterbrochen, Gaza fiel am 7. November und Jerusalem am 9. Dezember. Allenby zog am 11. Dezember in Jerusalem ein und beendete dort die 400 jährige osmanische Herrschaft.

Im Februar 1918 eroberten die Briten Jericho und nach einem Stellungskrieg im Jordantal folgte im September der entscheidende Sieg bei Megiddo, der zum Zusammenbruch der osmanischen Front führte. Arabische Truppen unter Hussein ibn Ali - der zwei Jahre später von den Briten zum ersten König des neu gegründeten Königreichs Jordanien gemacht wurde - nahmen Damaskus ein. Die britischen Verbände rückten weiter nach Norden vor und überschritten bis ende Oktober sogar das südöstliche Grenzgebiet der heutigen Türkei.

Am 29. September kapitulierte Bulgarien und öffnete damit den Weg für die alliierten Streitkräfte von Westen her nach Istanbul.

Am 30. Oktober1918 unterzeichnete das besiegte Osmanische Reich einen Waffenstillstand mit Großbritannien. In dessen Folge entfachte sich der innertürkische Befreiungskrieg mit der Entstehung der Türkischen Republik in den Grenzen der heutigen Türkei.


Daniel beschreibt das mit dem knappen Vers 45:

Und er pflanzt die Zelte seiner Umzingelung zwischen Meeren und dem Berg der heiligen Zierde und er kommt bis an sein Ende und hat keinen Helfer.

Newton zeigt ja im 3. Kapitel "Die prophetische Sprache" des 1. Teils und auch im 3. Kapitel des 2. Teils seines Buches, dass mit Gewässern oder dem Meer Europa gemeint ist. Ein Berg bedeutet eine Stadt der politischen Erde, d. h. Asiens, zusammen mit den Territorien und Herrschaftsgebieten, die zu dieser Stadt gehören. Und der Berg der heiligen Zierde ist Jerusalem, bzw. demnach ganz Judäa oder Israel.

Damit hat Daniel das Gebiet von Kleinasien, wohin das einst mächtige Osmanische Reich von allen Seiten zurückgedrängt wurde, ziemlich perfekt verortet.


 
 
 

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